Ein Escape Game für zuhause? Kann das Spaß machen? Als mich ein Freund auf die Exit-Reihe vom Kosmos Verlag aufmerksam machte war ich skeptisch. Ist es möglich den Gruselgedanken eines echten Escape Rooms in die heimelige Welt von Sofa, Billy-Regal und Chai-Tee holen?
Da ich ein großer Freund der Hands-on-Mentalität bin und lieber erstmal ausprobiere als lange im Vorfeld zu diskutieren habe ich Kosmos angeschrieben und um ein Rezensionsexemplar der Verlassenen Hütte gebeten. Kaum angekommen, habe ich mit meiner Freundin Exit: Die verlassene Hütte durchgespielt.
Während die meisten von euch mit Sicherheit schon echte Escape Rooms gespielt haben, werden derartige Spiele für den heimischen Esstisch den meisten neu sein. Im Grunde funktioniert es wie gehabt: Man muss möglichst schnell Rätsel lösen und kann dazu vorhandene Materialien einsetzen.
Beim Exit Spiel sind das, allerlei Karten, Bilder und Elemente der Geschichte. Alles Notwendige findet sich natürlich im Karton des Gesellschaftsspiels wieder.
Spieltyp: Escape Room für zuhause
Spielzeit: 45 – 120 Minuten
Für welches Alter: ab 12 Jahre
Für wieviele Personen: 1-4
Preis: 10 Euro*
Hersteller/ Verlag: Kosmos Verlag
Wichtiger Hinweis: Lest euch unbedingt als allerallerallerallererstes die Anleitung durch. Das ist zwar der ödeste Tipp, den ich hier jemals gegeben habe, doch nur so klappt es mit dem Ablauf des Escape Rooms für zuhause.
Spielinhalt: Das ist in der Box
Die Story der verlassenen Hütte
Die Hintergrundgeschichte dieses Exit-Spiels ist ziemlich zügig umrissen: Eine Gruppe von Personen kommt in ungemütlichen Wetter zum Übernachten irgendwo im Nirgendwo an einer einsamen Hütte vorbei und entschließt sich, hier über die Nacht einzukehren.
Natürlich werden sie von einem gruseligen Typen eingesperrt und müssen unter Androhung des Schlimmsten zusehen, wie sie schnellstmöglich aus der Hütte fliehen können.
Das Grundgerüst der Story ist zwar altbekannt und damit irgendwie ausgelutscht. Wie es aber mit Klassikern so ist, funktioniert auch diese Geschichte recht gut. Das liegt auch ganz bestimmt an den zahllosen kleinen, wohldurchdachten Details im Material des Exit Spiels. Ständig ist man am zählen, suchen und überdenken. Dabei dreht es sich immer um den Inhalt der Hütte. Dass es draußen stürmt und wir, die Mitspieler, in die Rolle der Hütteninsassen schlüpfen, verliert sich ein wenig.
Wie schwer sind die Rätsel?
Meine Freundin und ich sind beide in Gesellschaftsspielen erprobt, waren beide schon in einem echten Escape Room, kannten aber die Exit-Variante von Kosmos noch nicht. Mit diesem Vorwissen war es uns möglich, alle Rätsel im Spiel zu lösen, wenngleich wir recht lange benötigten. Die Schwierigkeit der Rätsel würde ich von „recht offensichtlich“ bis „ganz schön ausgefuchst“ kategorisieren.
Der Einstieg ist sehr dankbar, doch dann wird es teilweise etwas knackig. Das liegt vor allem daran, dass viele Rätsel nur gelöst werden können, wenn andere Aufgaben schon gelöst wurden und man entweder Wissen — oder ein kleines Tool — erhalten hat, mit dem die Lösung erst möglich wird. Das mag kompliziert klingen, ist aber ziemlich cool, da man sich stets fragt: Sind wir auf dem richtigen Pfad? Müssen wir nun wirklich dieses Rätsel lösen, um voranzukommen oder sollten wir ein anderes vorziehen?
Die Rätsel selbst sind, wie geschrieben, auf Spielkarten beschrieben, in Bildern versteckt oder im „Gästebuch“ der Unterkunft enthalten. Man muss rechnen, schreiben, zählen, ausschneiden, suchen, anordnen, ausstechen, gegenhalten, umstellen und vor allem gut hinsehen. Dieser bunte Mix hält einen auf Trapp!
Sollte man in der verlassenen Hütte einmal nicht mehr weiterkommen, gibt es für jedes Rätsel Hilfekarten, die einem auf die Sprünge helfen. Wir haben im Test auf einmal darauf zurückgreifen müssen und erhielten den Hinweis, dass uns ein Element einer vorherigen Aufgabe fehlte. Das ist seitens Kosmos ideal gelöst, da wir auf eigene Faust weitermachen konnten und nicht direkt die Lösung präsentiert bekamen.
Wie ist die Qualität des Spielmaterials?
Die Bestandteile von Exit: Die verlassene Hütte waren in gewisser Hinsicht eine Überraschung für mich: Ich hatte schon erfahren, dass Spielmaterial im Laufe des Spiels zerstört werden müsste und auch auf der Verpackung fand ich rasch den diesbezüglichen Hinweis.
Als ich beim Auspacken die Bestandteile anfasste und begutachtete war ich ziemlich überrascht ob der Qualität und Quantität: Es gibt wahnsinnig viele Spielkarten, viel mehr als wir schlussendlich für das Entkommen benötigten (auch wenn wir natürlich alle Rätsel lösten) und die Karten selbst sind nicht weniger schön illustriert als z.B. die von den Black Stories.
Auch das mysteriöse Rad ist schön zusammengestellt und ist einem elementaren Spielbestandteil würdig.
Allerdings muss ich hier einen Kritikpunkt äußern: Es tut mir im Herzen weh, ein Spiel, das ich nur für eine gute Stunde gespielt habe, wegzuschmeißen. Das genau muss man aber tun, da man für den erfolgreichen Abschluss bestimmte Elemente zerstören muss. Ein abermaliges Spielen wäre zwar ohnehin langweilig aber ist damit ausgeschlossen. Ich kann den Beweggrund von Kosmos durchaus verstehen, doch fühlt es sich wie eine absolute Umweltsünde an, alles in den Mülleimer zu werfen — wo ich doch bestimmt 60% der Karten nichteinmal angesehen habe.
Aus diesem Grune 1 Stern Abzug im Kriterium “Material”.
Pro
Am besten gefällt mir die Vielfalt an abwechslungsreichen Aufgaben.
Contra
Nicht so gut finde ich, dass das Spiel danach direkt in den Müll wandert.
Bewertung & Fazit zu Exit: Die verlassene Hütte
Insgesamt finde ich das Spiel wirklich gelungen und könnte mir sehr gut vorstellen, es zum nächsten Spieleabend (z.B. an Silvester) mitzubringen. Das Material ist hochwertig und stimmungsvoll gestaltet, die Rätsel sind abwechslungsreich und die Story funktioniert. Einzig der Umweltaspekt gibt mir zu denken. Fühlt sich „Exit: Die verlassene Hütte“ wirklich wie ein Escape Room an? Joah, wie ein Esape Room zuhause eben, Athmosphäre kann eben schlecht in einen kleinen Pappkarton gepackt werden.
Alles in allem aber ein wirlich kurzweiliges Spiel zum Rätseln und wegen des niedrigen Preises auch ein schönes Mitbringsel für einen Abend mit Freunden.
Ich bedanke mich beim Kosmos Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars. Meine Bewertung wurde davon nicht beeinflusst.